Vokalprojekt - Vergangenheit und Gegenwart

Musik und Gesang unterliegen dem unaufhörlichen Wandel und werden durch Veränderungen in der Gesellschaft stark beeinflusst. So auch die Musik und der Gesang in den Freikirchen, insbesondere in den „Aussiedlergemeinden“. Es stellt sich daher die Frage: „Was hat denn die Freikirchen im Bereich Musik und Gesang in der Vergangenheit geprägt?“ Oder genauer gefragt: „Welche Komponisten, welche Stile, aber auch welche gesellschaftliche und politische Umstände haben das Liedgut der Gemeinden geprägt?“ Selbstverständlich kann diese Frage nicht mit wenigen Sätzen zufriedenstellend beantwortet werden. So entstand die Idee des Vokalprojektes, bei dem die gesungenen Liedwerke, verbunden durch die informative Moderation, eine Antwort auf diese Frage geben. 

Das Ergebnis der Recherche ist beeindruckend. Das zusammengestellte Repertoire für das Vokalkonzert besteht aus dreizehn Liedwerken, die ca. 300 Jahre Liedgeschichte in allen Zeitepochen wiedergeben. Es beginnt mit dem Stück „Crucifixus“ von Antonio Lotti (1667-1740) aus der Zeit um 1700 n. Chr. Der lateinische Liedtext bedeutet übersetzt: „Gekreuzigt auch für uns. Unter Pontius Pilatus erlitt er den Tod und wurde begraben.“  Darauf folgt der Choral „Befiehl du deine Wege“ von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Auch Werke des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) sind Bestandteil des historischen Liedguts der Gläubigen. So beispielsweise der Abschnitt „Wie der Hirsch schreit“ nach Psalm 42. Dem folgen das Lied „Meine Seele ist stille zu Gott“ nach Psalm 62  von Jakob Heinrich Lützel (1823-1899) und das Requiem „Wie lieblich sind deine Wohnungen“, das aus der Feder von Johannes Brahms (1833-1897) stammt. 

Zur Zeit der russischen Zarin „Katharina die Große“ und dem Beginn der Romantik wanderten viele Deutsche nach Russland und in die USA aus. Der Gemeindegesang unserer Vorfahren erlebte in dieser Zeit eine sehr enge Berührung mit der Gesangskultur der englischen und russischen Glaubensgeschwister. Selbstverständlich gehören daher auch russische Liedwerke zu dem Repertoire des Vokalkonzertes, wie beispielsweise das Lied „Боже! Дай терпенье“ von Iwan Stepanowitsch Prochanow (1869-1935) und das Lied „Чудный чертог“, das von Charles Lesli (1718-1781), einem irischen Pastor, komponiert und später ins Russische übersetzt wurde. 

Nach den beiden verheerenden Weltkriegen entstand eine evangelistische Neuzeit. Damit zusammenhängend wurden auch viele neue Lieder komponiert und fanden den Weg in den Gemeindegesang. So auch das Lied „The Holy City“, zu Deutsch „Die Heilige Stadt“, von Michael Maybrick (1841-1913), das erst nach den Weltkriegen größere Bekanntheit erlangte. Dem folgt in der Liedreihe des Konzertes das Lied „Den Gott uns gab“ von William und Gloria Gaither.

Zum Schluss widmen wir uns der zeitgenössischen Musik. Die Gegenwart, in der wir leben, ist vor allem hier in den westlichen Ländern von materiellem Wohlstand und Überfluss geprägt. Und so wie sich die Umstände verändern, so verändert sich der Gesang in den Gemeinden erneut. Die Einflüsse werden viel „internationaler“. Insbesondere amerikanische Komponisten, mit Gospel/Spirituals, aber auch andere zeitgenössische Arrangeure machen das Liedgut der Gegenwart sehr vielseitig. Dies verdeutlichen die Lieder „Licht bist du“ von Ola Gjeilo (41 Jahre alt), „Gott blickt hinter die Fassade“ von Erich Remmers / Werner Arthur Hoffmann und „The Battle of Jericho“, zu Deutsch „Der Kampf um Jericho“, von Moses Hogan. Das letzte Lied des Vokalkonzertes ist von Keith Getty und Stuart Townend und trägt den Titel „The Power of the Cross“, übersetzt „Die Kraft des Kreuzes“. Der Blick auf Jesus Christus und sein vollbrachtes Erlösungswerk am Kreuz bilden somit den angemessenen Rahmen der Reise durch die Liedgeschichte der Freikirchen.

So vielseitig wie dieses Liederrepertoire, so unterschiedlich war und ist auch der Geschmack bezüglich Musik und Gesang. Doch ungeachtet der Umstände und Einflüsse durch Gesellschaft und Politik verfolgten die Komponisten vor allem das Ziel, dass Gott durch ihre Werke verherrlicht wird. So unterzeichnete Johann Sebastian Bach seine Werke stets mit „Soli Deo Gloria“ – Allein Gott die Ehre! 

Der Projektchor mit Sänger/-innen aus mehreren Gemeinden, organisiert vom Musikförderverein Barntrup, führte das Vokalkonzert, unter der Leitung von Peter Dück, am 01. November 2019 in der EFG Detmold-West und am 03. November 2019 in dem Christlichen Gemeindezentrum Halver auf. Zahlreiche Besucher gewannen einen Eindruck, welche Einflüsse die Musik und den Gesang in den Freikirchen geprägt haben.

 

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